Die Zeiten verändern sich. Irgendwie.

Und damit verändern sich auch Gewohnheiten, Prozesse und informelle Abläufe – betriebsintern, aber auch die von Kunden.

Wenn von moderner Führung, Digitalisierung und neuer Arbeitsorganisation gesprochen wird, ist immer häufiger die Rede von  „Selbstorganisierten Teams“. Sie werden als die neue Lösung angepriesen, um zukünftig Wertschöpfung viel schneller voran zu bringen, Innovationen zu entwickeln, Kundenprobleme zu lösen und alte Strukturen aufzubrechen.

Aber sind selbstorganisierte Teams eine Generallösung für alle Unternehmen und welche Konsequenzen hat das für die Unternehmensführung bzw. für deine eigene Rolle als Führungskraft?

Muss ich als Führungskraft um jeden Preis selbstorganisierte Teams unterstützen und den Job der klassischen Führung irgendwann an den Nagel hängen?

Ehrlich gesagt bin ich skeptisch.

Dennoch bin ich davon überzeugt, dass ich mich als Führungskraft mit dem Thema „Selbstorganisation“ unbedingt beschäftigen sollte.

Und das hat viele Gründe. Ein paar davon möchte ich gleich weiter ausführen.

 Löwe

Ich selber bin Führungskraft und arbeite für ein Unternehmen, das auf dem ersten Blick in seinen Wettbewerbsstrukturen eher stabil und prozessgetrieben zu sein scheint.  Der Großteil der Kunden ist konservativ aufgestellt und unsere Prozesse sind danach ausgerichtet.  Die Digitalisierung könnte definitiv einen noch moderneren Zugang zur Dienstleistungsentwicklung und- erbringung ermöglichen. Für die eigentliche Unternehmensstruktur, den Wertschöpfungsprozess und die Kunden- und Mitarbeiterbeziehung hat das jedoch keine Relevanz.

Wirklich?

Hier ist Vorsicht geboten!

Ich behaupte: Wer als Führungskraft so denkt, pennt. Und verpennt im schlimmsten Fall wichtige Weichen für die Zukunft.

Ja, das Statement ist provokativ.

Aber viel schlimmer ist es, als Führungskraft der Warteschleife zu verharren und „nur“ auf Stand-By zu sein und so zu tun, als ob alles beim Alten bleibt. Ich finde, als Führungskraft habe ich die Verantwortung über den Tellerrand zu schauen und mich für Zukunftsthemen der „Mega-Trends“ auch zu interessieren und die Frage zu stellen: „Was bedeutet das für meine Branche, mein Unternehmen und die Mitarbeiter?“

Und ein Trendthema, das in Unternehmen immer häufiger diskutiert wird, ist Selbstorganisation in Teams als moderne und zukunftsweisende Arbeitsform.

Wenn sich Führungskräfte mit diesem Thema auseinander setzen, dann werden sie feststellen, dass die tradierte Arbeitsorganisation, das Rollenverständnis zwischen Mitarbeitern und Führungskräften auf den Kopf gestellt werden können.

Deshalb möchte ich hier 5 Gründe vorstellen und zum Nach- und Mitdenken anregen.

 

5 Gründe, warum du dich als Führungskraft mit Selbstorganisation beschäftigen solltest.

 

  • Die Art und Weise des Wertschöpfungsprozesses einer Dienstleistung oder eines Produkts verändert sich immer schneller und der Kunde hat dabei einen unmittelbaren Einfluss. Hier höre ich häufiger, dass es früher auch so war und sich grundlegend nichts ändern wird. Das ist zu kurz gedacht. Durch die Digitalisierung werden Standardisierungen von Arbeitsprozessen vorangetrieben. Arbeiten, die vorher Menschen erledigt haben, werden in Zukunft immer stärker von Maschinen & Computern übernommen. Im Umkehrschluss bedeutet das überspitzt:  Arbeiten, die dann noch übrig bleiben, haben einen hohen Individualisierungsgrad, sind sehr komplex. Lösungen müssen erst entwickelt werden. Neuere Führungsansätze bringen hier selbstorganisierte Teams ins Spiel, die am besten diese Art der Neuen Arbeit meistern und Lösungen interdisziplinär erarbeiten können.

 

  • „Agilität geht vor Führung“. Mit diesem Satz bin ich vor ca. 1,5 Jahren auf einem Event konfrontiert worden. Ich fand die Aussage damals gar nicht witzig. Die Teilnehmerin war jedoch sehr davon überzeugt und hat die Denkweise auch verteidigt. Wenn Wertschöpfung schnell unter Einbeziehung von Kundenaktivitäten passieren muss, um den Auftrag zu erfüllen, warum müssen Arbeitsprozesse, Führungsprozesse stabil sein? Vielleicht sind diese in Bezug auf die Auftragserbringung umständlich, wirken bremsend. Ein anderes agiles Vorgehen kann effizienter sein. Bei mir hat es einige Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, wie wichtig Agilität in Zukunft sein wird. Bist du bereit dein Führungsverhalten grundsätzlich den zukünftigen Markt- und damit Unternehmenserfordernissen anzupassen?

 

  • Sind selbstorganisierte Teams bereits ein Thema für dein Unternehmen? Könntest du dir vorstellen, dass in 1-3 Jahren selbstorganisierte Teams vereinzelt oder etabliert in deiner Abteilung arbeiten? Echte selbstorganisierte Teams brauchen keine klassischen Führungskräfte, die sagen wo es lang geht. Sie organisieren die Arbeitsprozesse als Team und definieren Leadership im Team neu. Bist du bereit mitzugestalten, Impulse zu geben? Und welche Rolle möchtest du dabei spielen? Aber vielleicht wartest du eher auf die Dinge, die noch kommen werden ….

 

  • Stell dir vor, du könntest in paar Wochen ein selbstorganisiertes Team aufbauen. Einfach so. Weil deine Vorgesetzten es dir einfach zutrauen und für sie klar ist, dass selbstorganisierte Teams wichtig sind. Bist du bereit? Und wie würdest du vorgehen, wie die Mannschaft zusammenstellen? Und welche Rolle wirst du zukünftig spielen? Wenn du „Neue Arbeit“ mitgestalten und ermöglichen möchtest, dann ist es ein vorteilhafter Weg bei solchen Entscheidungsprozessen dabei zu sein, Ideen einzubringen und im besten Fall die neuen Ideen mitumzusetzen. Dazu hilft es wirklich, mehr über das Themenfeld zu wissen und querzudenken.

 

 

  • Und das bedeutet, das richtige zukunftsweisende Mindset als Führungskraft in einer veränderten Arbeitswelt zu entdecken, zu entwickeln und mit einzubringen. Das ist eine große Herausforderung und wird sich erst über einen längeren Entwicklungsprozess bei dir durchsetzen. Meine ganz persönliche Erfahrung ist, dass es hilfreich ist, drei Faktoren zur Entwicklung des neuen Mindsets in den Mittelpunkt zu stellen:
    1. Fokus. Wenn du in neuen Arbeitsstrukturen mitgestalten möchtest, ist es hilfreich im modernen Sinne navigieren zu können. Halte also stets das Ziel im Auge und öffne deine Grundeinstellung für ein neues Mindset zum Beispiel zum Thema „Moderne Führung und selbstorganisierte Teams“. Du wirst es irgendwann brauchen.
    2. Umfeld. Schau dir ganz genau an, wo du Menschen in deiner Region finden kannst, die sich über das Thema „Neue Arbeit und Unternehmensorganisation“ regelmäßig austauschen. Das Netzwerk von IntrinifyMe hat mir gerade zu Beginn mit den unterschiedlichen Veranstaltungen sehr geholfen. Es finden aktuell auch sehr viele Barcamps zu diesem Thema statt, bestimmt auch in deiner Region.
    3. Weitsicht. Suche aktiv nach Off- oder Online Netzwerken zu aktuellen Themen rund um die neue Arbeitswelt. Und sei in diesen Communities aktiv. Tausche dich immer wieder zu bestimmten Fragen kritisch aus. Hinterfrage Aussagen zur „Neuen Arbeit“, zur Selbstorganisation o.ä., wenn du zweifelst. Nur so bekommst du Klarheit und ein eigenes Standing zu dem Themenfeld.

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