Gute Fragen kreieren Welten.

So vieles ist in der Arbeitswelt in Bewegung und ständig verändert sich etwas. Irgendwie möchte man ja den Anschluss nicht verpassen. Doch es wird immer schwieriger zu verstehen, wohin die Reise geht. Es ist wichtig zu erfahren und besser zu verstehen, welche Themen aktuell und in Zukunft anstehen. Gute Fragen helfen dabei.

Diese bleiben jedoch häufig aus. Woran liegt das?

„Wer nicht fragt, bleibt dumm!“

Die deutsche Sesamstraße feierte im letzten Jahr den 50. Geburtstag. Und damit auch das Kinderlied „Wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm!“. Wer kennt dieses Lied nicht?  Kinder können buchstäblich Löcher in den Bauch fragen. Sie sind neugierig und unvoreingenommen. Sie wollen einfach die Welt entdecken. Und Fragen helfen, die Welt, in die sie hineingeboren wurden, besser zu verstehen.

Gute Fragen fokussieren Aufmerksamkeit

Sie lenken unsere Gedanken in bestimmte Richtungen und öffnen Perspektiven. Zum Beispiel:  Was wünscht sich unser Kunde wirklich von uns? Was braucht dein Kollege von dir? Oder: Warum ist der Chef heute so komisch drauf? Was kann ich dazu beitragen, dass das Kundenprojekt erfolgreich abgeschlossen oder ein Produkt entwickelt wird? Gute Fragen gehören zum Kern co-creativer Arbeit.

Eric Kandel ist Nobelpreisträger. Er konnte unter anderem nachweisen, wie wir lernen. Und Eric Kandel wird in Interviews immer wieder gefragt, wie ein Nobelpreisträger so denkt. Dann merkt er an, wie es in vielen Familien so läuft: Kinder kommen aus der Schule und werden gefragt, wie es war. Die Antwort fällt meist knapp aus: „Nix besonderes.“ oder „War ok“. Ende des Dialoges. Wenn Eric Kandel aus der Schule kam, wurde er immer gefragt: „Und Eric, welche gute Frage hast du heute gestellt?“. Und die teilte er dann mit seinen Eltern.

Gute Fragen laden ein zum Dialog, zum Austausch von Einsichten und Erkenntnissen ein und öffnen den Blick für andere Perspektiven. Und deshalb sind sie so wichtig für co-creative Arbeit.

Mit Fragen Potenziale entdecken

Wertschätzende Fragen lenken die Aufmerksamkeit, zum Beispiel auf ein bestimmtes Thema oder, wie bei Eric Kandel, auf die Neugier und den Wissensdurst. Damit bereiten gute Fragen auch das Feld, die eigenen Potentiale zu erkunden und zu entdecken. So finden wir leichter Zugang zu unseren Stärken und verborgenen Talenten und Bedürfnissen.

Gute Fragen lassen auch Gutes vermuten. Sie öffnen Räume für einen wertschätzenden Dialog und einen offenen Möglichkeitsraum.

Gute Fragen wirken

Fragen, egal mit welchem Hintergrund und mit welcher Intention, haben immer eine Wirkung. Sie sind nie unbeeinflusst. Mit guten Fragen können wir etwas in Bewegung setzen und können Einfluss nehmen. Deshalb ist es wichtig, Worte und Fragen bewusst und sensibel zu wählen.

Gute Fragen können beispielweise folgende Eigenschaften beinhalten:

  • Gute Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf das Positive.
  • Gute Fragen nehmen die Themen ins Zentrum, wovon wir uns mehr wünschen.
  • Gute Fragen passen sich dem Kontext an.
  • Gute Fragen werden in Worte formuliert, die für andere inspirierend wirken.

Varianten guter Fragen

Machen wir es mal etwas konkreter. Was können gute Fragen bewirken?

Gute Fragen wecken Erinnerungen

Was hat dich zu deiner Idee, deinem Job oder deinem neuen Projekt hingezogen? Was war der Schlüssel, um mitzumachen? Das gemeinsame Erinnern im Team weckt positive Emotionen hervor und bietet eine gute Ausgangsbasis für die nächsten Themen. Die positiv aufgeladene Stimmung schafft Lust und Vorfreude, die nächsten Aufgaben im Team anzupacken. Sie setzt gemeinschaftliche Energie frei.

Gute Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf das Beste

Die Frage richtet den Fokus direkt auf die Situationen, die uns bisher besonders gut gelungen sind. Wo und wann habe ich mich selbst als wirksam erlebt? Wann konnte ich mein Potential so richtig entfalten und war voll in meinem Element? Welche Rahmenbedingungen waren gegeben, dass ich und vielleicht auch mein Team dieses Erfolgserlebnis erleben konnten? 

Mit diesen Fragen, die das Positive aus der Vergangenheit nochmals hervorrufen, kann ich auch eine Verbindung zu den Aufgaben herstellen, die ich in der Zukunft erreichen möchte. Ich adressiere damit zum Beispiel Mut, Leistungsbereitschaft und Zuversicht für die kommenden Aufgaben.

Gute Fragen unterstützen mein Potential

Eine einfache und doch sehr wirkungsvolle Frage lautet: „Was brauche ich?“  Diese eher spannungsbasierte Frage in einem Meeting anzusprechen, hilft allen, ein Thema offen besprechbar zu machen. Die Frage fokussiert ein Anliegen, das mir wichtig ist, um gut weiterarbeiten zu können oder um mich persönlich besser zu fühlen.  Mehr Infos zum spannungsbasiertem Arbeiten findest du auch im gleichnamigen Blogpost:

Gute Fragen erweitern den Blickwinkel, die Perspektive

Die Fragen, die in die Zukunft gerichtet sind, erweitern die Perspektive und öffnen den Erfahrungs- und Erkenntnisraum. Gemeint sind damit Fragen wie: Stell dir die bestmögliche Zukunft für dich oder die Gesellschaft vor: Was würdest du ändern? Woran würdest du „schrauben“ wollen? Oder woran würdest du erkennen, dass du auf dem richtigen Weg bist?

Gute Fragen öffnen Handlungsoptionen

Sie lenken die Aufmerksamkeit auf das Machbare. Damit unterstützt diese Frage das Gefühl der Selbstwirksamkeit.  Ich halte sprichwörtlich Optionen in meinen Händen, die ich in die Tat umsetzen kann und bin dem Negativen nicht hilflos ausgeliefert.  Im Gegenteil: Sie fokussiert den Weg nach vorne.

Durch gute Fragen Vertrauen schaffen

Weder eine Führungskraft noch ein Teammitglied hat auf jede Frage eine passende oder gute Antwort. Das ist auch nicht nötig. Wenn wir offen miteinander umgehen und auch mal zugeben, etwas nicht zu wissen, ermöglicht das einen Dialog auf Augenhöhe. Offene und vorurteilsfrei Fragen sind ein Kraftstoff für starke Beziehungen und eine gute Zusammenarbeit. Der Organisationspsychologe, Edgar H. Schein, nennt diese Art der Kommunikation „Humble Inquiry“.

Mich selbst hinterfragen

Und auch ich stelle mir immer wieder bewusst “Gute Fragen”. Am Ende eines Tages frage ich mich: Was ich heute gelernt? Was brauche ich noch? Wofür ich dankbar bin und woran ich noch arbeiten möchte. Gute Fragen öffnen auch meinen Blick, zeigen mir immer wieder neue Perspektiven und Potentiale auf. Sie machen mich neugierig und halten mich einfach lebendig.


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