Du möchtest eine zeitgemäße Führungskraft sein, die in die vielbeschworene neue digitale Arbeitswelt passt?

 

Dann musst Du noch mehr von moderner Führung, von Menschen und der Agilität im Business verstehen. Wichtig ist zu begreifen, wie zeitgemäßes Führen tatsächlich in der Praxis funktioniert…und nicht noch mehr Führungstheorie anzuhäufen.

Du musst „das neue große Ganze“ und nicht ein weiteres neues Führungsmodell verstehen, um zeitgemäß zu führen. Du musst viel direkter Menschen erreichen, die Machbares in Bewegung setzen, und nicht nur als „Big Boss“ alleine vorangehen.

Thomas Sattelberger beschrieb es kürzlich in einem Artikel zur Personalführung trefflich: „Vorbild sein darf keine Floskel und Lernen lernen keine Worthülse sein. Führungs- und Arbeitsstrukturen müssen informaler und demokratischer werden und wir müssen Organisationen beweglicher und vielfältiger gestalten.“

Puh. Tief Luft holen.

Bevor wir nun tiefer einsteigen sind 2 Dinge zu klären. Wir müssen klären, was eine zeitgemäße Führungskraft und eine moderne Arbeitswelt überhaupt sind.

Also legen wir mal direkt los.

 

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Was bedeutet eigentlich Arbeitswelt 4.0?

Moderne Arbeitswelt oder Arbeitswelt 4.0:

In Fachkreisen werden 4 industrielle Revolutionen unterschieden:

  • Ende des 18. Jahrhunderts: Wasser- und Dampfkraft als Treiber.
  • Beginn des 20. Jahrhunderts: Start der Massenproduktion.
  • Beginn der 70er Jahre: Automatisierung durch Elektronik und IT.
  • Und seit Beginn des 21. Jahrhunderts: Die Vernetzung von Maschinen und Menschen.

Die ersten drei Revolutionen haben wir gemeistert. In der vierten stecken wir mittendrin. Sie wird auch als Industrie 4.0 bezeichnet und ist derzeit in aller Munde. Industrielle Epochen hatten immer auch starken Einfluss auf die Arbeitswelt gehabt.

Und deshalb ist auch klar: Die aktuelle Phase Industrie 4.0 mit der Zunahme an Globalisierung, Vernetzung und Digitalisierung wird auch unser Arbeitsleben stark verändern.

 

Die Umschreibung Industrie 4.0 wird auch als Arbeit 4.0 bezeichnet. In der neuen Arbeitswelt geht es noch „brutaler“ um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in einer digitalen und globalen Geschäftswelt.

Was das ganz konkret für uns Führungskräfte, für unsere Mitarbeiterführung, für den Workflow bedeutet, ist immer noch schwer zu erklären. Es liegen wenig mustergültige Erfahrungsberichte, Modelle, Best-Practice-Beispiele aus ähnlichen Geschäftsfeldern vor, die als Ratgeber herangezogen werden können. Es gibt viele Unternehmensbeispiele, aber sie durchdringen derzeit noch wenig die Managementebenen der Unternehmen.

Aber Führungskräfte spüren sehr deutlich, dass sich Mitarbeiterführung verändert. Ich auch. Aber irgendwie habe ich schon häufiger diese Momente in meiner Führungslaufbahn erlebt.

Also kein Grund zur Besorgnis?

Naja.

Schauen wir mal weiter.

 

Was bedeutet eine zeitgemäße Führungskraft?

Keine einfache Frage.

Ich bin sehr jung in die Rolle der Führungskraft geschlüpft und habe mittlerweile 18 Jahre Führungserfahrung auf dem Buckel. In dieser Zeit habe ich schon mehrere Male mein Führungsverhalten schonungslos hinterfragt. Ich habe teilweise echt eine „Vollbremsung“ hingelegt und den „Reset-Knopf“ gedrückt, war verzweifelt, weil ich dachte, dass ich nicht mehr zeitgemäß führe. Ich war also auf der Suche nach dem richtigen, dem zeitgemäßen Führen. Eine Erfahrung, die sicher viele Führungskräfte machen, die sich selber in ihrer Führungsrolle reflektieren.

Bisher habe ich es immer geschafft, meine Führungsrolle und mein Verhalten wieder neu zu justieren.

Also doch nur eine „normale Anpassung“ meines Führungsverhaltens an das Arbeitsumfeld?

Nein, so einfach ist es dann doch nicht.

Die Veränderungen sind definitiv vielschichtiger. Die Vollbremsung, die Reflexion und Neujustierung funktionieren nicht so einfach, nicht so routiniert wie gewohnt.

Warum ist das so?

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Warum können gestandene Führungskräfte nicht weitermachen wie gewohnt?

Nun. Einen Hinweis geben die Trendthemen der Zukunft, die wir teilweise schon im Business wahrnehmen. Das Zukunftsinstitut GmbH, hat viele Trendthemen identifiziert. Die Kernthemen berühren nicht nur die Arbeitswelt. Sie beziehen sich auch auf unsere Lebensformen, auf Gesundheit und Mobilität, Lernen, New Work usw. Und all diese Themen schwappen in unser Arbeitsumfeld. Sie begegnen uns immer häufiger. Mitarbeiter – egal ob Generation Y oder die älteren Arbeitnehmer – mit anderen Wertevorstellungen, Wünschen und Ansichten sind betroffen. Was gestern noch prima war, ist heute „nichts mehr wert“.

In anderen Worten: Wenn du eine zeitgemäße und moderne Führungskraft werden möchtest, musst du dich mit den neuen Trends, den daraus veränderten Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. UND: dich mit dir auseinandersetzen und dich für Neues öffnen und Neues annehmen.

Und gerade da liegt jetzt die Herausforderung moderner zeitgemäßer Führung: Nicht zu stark auf die Vergangenheit zu schauen. Stattdessen bereit sein, neue, teils unerprobte Wege in der Mitarbeiterführung zu gehen, um so viel schneller, teils vernetzter und wettbewerbsnäher am Markt agieren zu können.

UND: dabei Mitarbeiter als Persönlichkeit zu führen, sie weiterzuentwickeln und ihrer Arbeit und ihrem Wirken mehr Raum zu geben.

Das ist anders und das ist bestimmt kein alter Wein in neuen Schläuchen.

 

Themen, mit denen du dich stärker beschäftigen solltest

Insbesondere im letzten Jahr wurde sehr viel über Agile Führung, New Work, kollaboratives Arbeiten, Digitalisierung, Transformationale Führung geschrieben.

Meine Erfahrung dazu ist, dass gerade die Fachmedien, Vorträge auf Veranstaltungen und die Auseinandersetzung mit Veränderungen von Arbeitsprozessen Führungskräfte und die Unternehmensführung dazu bewegen, sich mit diesen Themen intensiver auseinander zu setzen.

Viele Arbeitsschritte und Teamprozesse lassen sich nicht mehr mit traditionellen Methoden auf dem Reisbrett oder mit Projektmanagement-Tools in einem 5 Jahreszyklus planen. Wir erleben, dass Mitarbeiter sich verändern, neue Mitarbeiter eine ganz andere Vorstellung von Arbeit haben und die Märkte von Unternehmen erwarten, dass just in time & on demand entwickelt, produziert, reagiert wird.

Das verändert Organisationsprozesse im Unternehmen gravierend, das verändert Arbeitsprozesse. Wie kommen wir dann dazu, dass Führungsprozesse und Führungsverhalten nicht angepasst werden brauchen?

Also:

 

Digital hier

Wie kannst du feststellen, ob dein allgemeines Führungswissen und dein Führungsverhalten noch zeitgemäß und auf die neuen Herausforderungen ausgerichtet sind?

 

Reflektiere dein Führungsverhalten und beantworte dir anschließend diese 5 Fragen selber – und zwar ehrlich.

 

  1. Wie erlebst du „Wertschätzung“ in deinem Arbeits- und Führungsumfeld?

Hörst du in Personalgesprächen auch immer häufiger, dass deine Mitarbeiter viel mehr Wertschätzung erfahren möchten. Sie möchten mehr wahrgenommen und in ihrer Leistung viel stärker gewürdigt werden? Du erlebst, dass deine Art der Mitarbeiterführung zwar ok ist, aber eben nur ok und nicht wirklich gut? Du denkst vielleicht insgeheim: „Wertschätzung ist keine Einbahnstraße“ und fühlst dich selber nicht ausreichend gewürdigt?

 

  1. Guckst du immer noch auf die Uhr, wenn deine Mitarbeiter zur Tür hereinkommen oder zur Pause gehen?

Reißt dir für deine Mannschaft den A…h auf und hast das Gefühl, dass dieses Verantwortungsgefühl nicht mehr so stark geteilt wird. Andere Dinge scheinen wichtiger zu werden? Möglicherweise identifizierst du dich sogar mehr mit Unternehmen und den Werten, anders als es deine Mitarbeiter tun? Vielleicht stehen bei dir starre und alte bewährte Regeln im Vordergrund – weniger das End- oder das Teamziel?

 

  1. Hast du das Gefühl, deine Mitarbeiter, dein Arbeits-und Kundenumfeld halten nur noch die Hände auf, wollen nur noch „haben“ aber nichts mehr „geben“?

Du fühlst dich zunehmend mit deiner Einstellung alleine? Werte scheinen sich zu verändern. Werte, die dir möglicherweise in deiner Laufbahn Orientierung, Halt und Stärke gegeben haben.

 

  1. Merkst du, dass deine Mannschaft eine andere Kommunikation und Zusammenarbeit einfordert?

Erwartungen an Kommunikation und Zusammenarbeit sind bei den einzelnen Mitarbeitern in Bezug auf Häufigkeit und die Art und Weise unterschiedlich. Mal wünschen sich Teammitglieder enge Feedbackschleifen, dann wieder großzügiger getaktet und nicht so eng?

 

  1. Hast du den Eindruck, dass deine Mitarbeiter moderner, individueller und zielgenauer via digitale Medien, Wissens- und Lernmanagement gefördert werden möchten und dass erwartet wird, dass du als Führungskraft ein „Lernbegleiter“ sein solltest?

Vielleicht spürst eine Zunahme an Unverständnis, Ratlosigkeit und teilweise auch echte Wut? Du gibst immer noch dein Bestes für deine Mannschaft. Du würdest dich vor sie stellen, wenn es darauf ankommt, zweifelst aber, ob die es auch für dich tun würden.

 

Warum findet gerade jetzt so viel Veränderung im Arbeitsumfeld statt?

Das liegt daran, dass Mitarbeiter und der harte Wettbewerb heute viel stärker im Fokus stehen. Die Wertschöpfungs- und Innovationszyklen werden immer kürzer. Und die Bedeutung von Unternehmen, von Mitarbeitergemeinschaften, wie man sie von früher kannte, gibt es heute immer weniger. In einigen Unternehmen herrscht die Leitlinie „Agilität vor Führung“. Es wird getan, was der Markt will, und nicht gefragt, ob es gerade der Führungskraft ins Programm passt.

Und die Wahrheit in vielen Fällen ist auch: Die Mitarbeiter interessieren sich nicht dafür, was die Führungskraft denkt und wie es ihr/ihm geht.

Die Führungskraft übt eine Rolle im System „Unternehmen“ aus. Sie führt und managt. Punkt.

Damit lösen sich bewährte Strukturen, Prozesse, unausgesprochene Gesetzte und Werte auf. Andere Wege werden gefunden, den Unternehmenserfolg zu erreichen.

 

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Fazit

Wenn deine Mitarbeiter spüren, dass die Art wie du führst ihnen und dem Ziel hilft, dann wirst du als Führungskraft akzeptiert, dann brauchst du nichts großartig an deinem Führungsstil verändern.

Aber wenn das nicht der Fall ist, wenn du selber zweifelst, dann solltest du bei den 5 Fragethemen ehrlich zu dir selber sein und genau hinsehen, an welcher Stelle es klemmt. Und du solltest den Finger in die Wunde legen und nicht von oben herab analysieren.

Was könntest du tun, damit dein Führungsverhalten den Ansprüchen an die neue und digitale Arbeitswelt näher kommt?

 

3 Tipps, die dir helfen, deinen Führungskompass neu auszurichten:

Basisanalyse: Welches Bewusstsein gibt es heute bei dir, bei deinen Mitarbeitern und im Unternehmen für Werte, Ziele, Visionen, Miteinander, Verantwortung, Strategien? Wie wird Führung wahrgenommen? Welche »heißen Themen« gibt es aktuell?

Abgleich: Wie schätzt du deine Fähigkeiten, dein Wissen dazu ein? Was glaubst du, sind die Erwartungen an dich als Führungskraft? An dein Unternehmen?

Anpacken: An welchen Stellschrauben kannst du arbeiten? Was kannst du verändern? Wo siehst du Hindernisse? Was geht dir auch gegen den Strich, kratzt an deinen Wertvorstellungen? Wo und bei welchen Themen kannst du dir vorstellen, von der neuen Generation, von einer anderen Arbeitsweise zu profitieren und eine neue Führungseinstellung anzunehmen?

In den nächsten Blogartikeln verrate ich dir schrittweise, wie du zu einer zeitgemäßen Führungskraft werden kannst.

 

 


2 Kommentare

Uwe Hartmann · 25. Februar 2018 um 19:25

Ich selbst bin schon sehr lange Führungskraft und
denke ich wurde gut auf meine Rolle hin vorbereitet und kann daher Ihren Ausführung folgen.
Ihr Artikel hat mir dahingehend gefallen, da Unternehmen Maschinen und Anlagen nach Industrie 4.0, mehr oder weniger produzieren, aber Führungskräfte nicht gelernt haben zu führen. Ich würde gerne mehr über die Arbeitswelt 4.0 erfahren.

Stefanie Meise · 26. Februar 2018 um 6:11

Vielen Dank für das Feedback. Ich freue mich, wenn wir zum Thema Arbeitswelt 4.0 im Austausch bleiben!
Herzliche Grüße, Stefanie Meise

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