Arbeit gestern und Arbeit 4Die digitale Revolution, auch häufig als Industrie 4.0 oder Arbeit 4.0.bezeichnet, wird die zukünftige Arbeitswelt grundlegend auf den Kopf stellen. Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Maschinen werden wichtige Entscheidungen treffen. Dein Job wird sich verändern, garantiert.

Das, was in der zukünftigen Arbeitswelt vor uns liegt, ist noch schwer zu verstehen, tatsächlich zu begreifen, zu erfassen. Wir wissen, dass die zukünftige Arbeitswelt agiler, digitaler und vernetzter sein wird.

Auch die Produktions- und Betriebsfaktoren werden es sein, Maschinen und wir Menschen und dadurch Unternehmen, die auf dem globalen Markt agieren.

Es ist jetzt schon keine Zukunftsmusik mehr, dass es mit Zunahme der Standardisierung mehr und mehr möglich ist Maschinen einzusetzen, die durch speziell entwickelte IT-Programme selbstständig Entscheidungen treffen und so Produktionsprogramme variiert werden. Maschinen treffen Entscheidungen, nicht ein Werksleiter.

 

Science Fiction?

Ganz im Gegenteil bei Firmen wie der Konzern Bosch oder die Wittenstein AG in Fellbach ist das bereits Realität.

Gehen wir zeitlich aber erst noch einen Schritt zurück:

Gestern war ich im Landschaftspark Nord in Duisburg, ehemals mit 5 Hochöfen eines der modernsten Hüttenwerke in Deutschland zur Produktion von Stahl. Dort wurde auch für Thyssen Krupp produziert. Bis Mitte der 80er bebten und dröhnten die Maschinen. Zeitweise arbeiteten dort zwischen 700-1000 Mitarbeiter, die überwiegend körperliche Arbeit verrichteten, bevor die Maschinen stillgelegt wurden. Das ist erst 30 Jahre her.

Viele dieser Knüppeljobs gibt es nicht mehr. Die Arbeit entwickelte sich in Richtung (Voll-) Automatisierung, z.B. in der Automobilbranche. Das Opelwerk im benachbarten Bochum feierte noch vor nicht allzu langer Zeit seinen hochmodernen Schweißroboter, der binnen weniger Sekunden mit wenigen Schweißpunkten einen wesentlichen Teil zur Wertschöpfung beitrug. So erzählte man voller Stolz.

Das war einmal. Bei Opel in Bochum stehen nun auch bald die Bänder still. Nur wenige Arbeiten werden noch von wenigen Mitarbeitern verrichtet. Menschen müssen sich wieder einen neuen Job suchen. Automatisierung und tolle Autos reichen nicht mehr aus, um im Wettbewerb zu bestehen. Zu teuer der Produktionsstandort, zu teuer die Produktionsfaktoren.

 

Das Arbeiten wird anders.

Und wir Mitarbeiter auch.

Die Ansprüche auch.

Wir befinden uns in einer digitalen Revolution.

Die Arbeit der Zukunft, Arbeit 4.0. hat wenig mit der gestrigen Arbeitswelt zu tun.

Die neue Arbeitswelt bedeutet eine wechselseitige Verbindung, Symbiose, eine neue Struktur des Miteinanders aus Mensch, Organisation und Technologie. Klingt abstrakt.

Tasten wir uns näher heran.

In der modernen Arbeitswelt wird es auch noch Industrie, Produktion geben. Aber sie wird nicht mehr dominieren. Die sogenannte Wissensarbeit wird wichtiger sein. Der technologische Fortschritt und der Wettbewerb anderer Länder schlafen nicht und holen auf. Also müssen wir auf die Kompetenzfelder schauen, in denen Deutschland schon immer gut war: Auf die Entwicklung von High-Tech.

 

Wir müssen unsere Pole-Position in der High-Technologie verteidigen.

Nach Angaben des Frauenhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) 2011 stellten Wissensarbeiter bereits zu diesem Zeitpunkt mit mehr als 40% die größte Beschäftigungsgruppe dar. Für 2020 – also in fünf Jahren – erwartet die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) einen weiteren Anstieg um 85 Prozent, während die Arbeit im produzierenden Gewerbe um 15% schrumpft. Es wird also im Schwerpunkt nicht mehr um Hämmern und Heben gehen, sondern um Wissen und das Vermehren von Wissen. Klingt irgendwie unwirklich und nicht revolutionär.

Wir benötigen also viel, viel mehr Wissensarbeiter, die komplexe Abläufe erfassen, managen und diese in neue moderne, agile technologische und intelligente Arbeitsprozesse bringen können.

Stell dir vor, dass zukünftig Maschinen und nicht der Betriebsleiter entscheiden werden, wann das Produktionsprogramm variiert wird. Undenkbar? Ganz im Gegenteil.

 

Aber wofür wird dann der Mitarbeiter noch da sein?

Es wird auch in Zukunft viele Jobs geben. Aber die Jobs werden anders sein. Mehr IT-gebunden, mehr projektbezogen und internationaler. Die Arbeit wird agiler und das Arbeiten dadurch kollaborativer.

Heute werden diese Jobs als Wissensarbeiter bezeichnet. Berufsbezeichnungen dafür gibt es noch nicht wirklich. Die Wissensarbeiter müssen neben ihrem Fachgebiet heute vor allem kommunizieren, moderieren, abstimmen, verhandeln, recherchieren, analysieren, entscheiden und freundlich sein. Klingt sehr banal – ist aber in einer hochkomplexen Arbeitswelt in Projekten eine echte Mammutaufgabe.

Wo findet Wissensarbeit statt?

Und bei dieser Frage ist festzustellen, dass unsere gute alte Vorstellung von Arbeit bröckelt.

Die gute alte Arbeitswelt. Wir müssen nicht im Büro oder an vorgeschriebenen Plätzen unseren Job verrichten. Über die Wahl des Ortes entscheidet nicht das Unternehmen, sondern der Mitarbeiter selbst.

Die Firma Bosch geht mit ihrem Projekt Next Geneation Workplace neue Wege. Ein Unternehmen, das sehr eng mit dem Industriestandort Deutschland verbunden ist und gleichzeitig global aufgestellt ist.

Die Arbeitswelt von morgen tickt anders – aber die Mitarbeiter auch. Mit dem Wissen, dass die Arbeitswelt der Zukunft anders funktionieren wird, möchte Bosch bis Ende des Jahres ca. 240.000 PC-Arbeitsplätze, weltweit 100.000 noch moderner und flexibler ausstatten. Die Arbeitsorganisation wird noch agiler werden.

„Wir sind ein globales Unternehmen und wollen unsere Mitarbeiter weltweit vernetzen, um über Grenzen hinweg eine noch bessere Zusammenarbeit zu erreichen.“, sagt Volker Deutschmann, der Ingenieur der technischen Informatik, der als technischer Projektleiter von „Next Generation Workplace“ tätig ist.

 

Die Gründe für solch weitreichende Investitionen sind deutlich:

Die Herausforderungen, mit denen Bosch in den Projekten zu tun hat, werden immer agiler und komplexer. Mitarbeiter müssen kollaborativ zusammenarbeiten, um Herausforderungen zu stemmen. Bosch hat hierfür die Ressourcen bereitgestellt.

Auch mittelständische Unternehmen werden sich mit den neuen Herausforderungen auseinander setzen und sukzessive nachziehen.

Und die Mitarbeiter.

Die Menschen, die in diesen anspruchsvollen agilen Projekten arbeiten, werden anspruchsvoller. Durch den Fachkräftemangel sind die Ansprüche der Arbeitnehmer in den Fokus gerückt. Warum sollen sie die Zeit im Office verbringen, wenn sie ihre Leistungen auch beim Kunden, von zu Hause aus oder im Cafe erbringen können. Und wenn sich die Jobs flexibel mit Familie und Freizeit vereinbaren lassen, umso besser.

Aber ok. Nur weil ich meine Ansprüche formuliere, verliere ich ja nicht sofort meinen Job.

Nein, das nicht. Die Frage wird sein, ob meine Fähigkeiten und Kompetenzen für die neuen Jobs, die durch neue Entwicklungen entstehen, ausreichen. Sind die Ausbildungen noch zeitgemäß für die Arbeit von morgen? Bin ich bereit mich weiterzuentwickeln? Habe ich den Mut unkonventionelle Wege zu beschreiten?

Oder tue ich weiterhin so, als ob mich IT, technologischer Fortschritt, neue Arbeitsorganisationen und flexibles Arbeiten nicht interessieren müssen?

Die Zukunft des Arbeitens wird vor allem aus dem Dreiklang Mensch, Technologie und Organisation bestehen.

Ich möchte hier keine Angst verbreiten, sondern vielmehr für die Themen der neuen Arbeitswelt wach rütteln. Da passiert gerade extrem viel. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen denken: Mich geht das nix an! Im Gegenteil.

Gerade jetzt.

Sei dabei!

 

 


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